Franz von Assisi, Bild aus dem Buch "Elisabeth von Thüringen"

mit freundlicher Genehmigung des Michael Imhof Verlags








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [6]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XV

Im Frühjahr 1224 erwartete Elisabeth ihr zweites Kind. Sie war noch nicht ganz 17 Jahre alt, als am 20. März 1224 auf der Wartburg Tochter Sophia zur Welt kam. Im April war die jetzt zweifache Mutter auf der Neuenburg bei Freyburg. Hier fanden eine hochpolitische Begegnung und ein festlicher Aufenthalt der gesamten landgräflichen Familie statt. Diese Bemerkung fand ich in dem Heft "Die heilige Elisabeth in Thüringen" aus der Reihe "novum castrum" des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e. V. Es wird sich dabei wohl um die Friedenstiftung zwischen der Markgräfin Jutta und ihrem Bruder Ludwig, dem Gatten der Elisabeth, gehandelt haben. Elisabeths Onkel, Herzog Otto I. von Meranien, der Bruder ihrer ermordeten Mutter, war wieder einmal auf dem Weg nach Burgund. Dort musste sich Otto in diesen Jahren um die Erbschaft seiner Frau Beatrix, einer Nichte des Kaisers Heinrich VI., kümmern. Er nutzte seinen Besuch in Thüringen um die Streitenden zum Einlenken zu bringen. So behielt Ludwig die Vormundschaft über den Sohn der Schwester und damit seinen Einfluss auf die Mark Meissen, die bekanntlich östlich von Thüringen lag.

Im Mai wird Elisabeth wieder auf der Wartburg bei ihren Kindern gewesen sein, denn der Landgraf musste nach Frankfurt zum Hoftag. In den Regesten Imperii steht unter dem 16. Mai 1224: "Hoftag um die mitte des mai. Heinricus iunior rex circa medium maium Frankinvorth curiam habuit. Machtboten des kaisers berichten über dessen vorbereitungen zum kreutzzug." Wenn man dem Brief Friedrich II. vom 5. März 1224 an Papst Honorius III. Glauben schenken darf, war Hermann von Salza im Auftrag des Kaisers einer der erwähnten Machtboten. Er hatte dem Hochmeister Botschaften an den Herzog von Österreich, dem Landgrafen von Thüringen, anderen Reichfürsten und dem König von Ungarn mitgegeben. Elisabeths Gatte Ludwig stand vor einer sehr schweren Entscheidung. Bereits am 26. Mai 1223 hatte ihn Papst Honorius aufgefordert, am bevorstehenden Kreuzzug teilzunehmen und ihm mitgeteilt, dass er dafür vom Kaiser 4000 Mark, für die damalige Zeit eine sehr erhebliche Summe, erhalten sollte. Hermann von Salza konnte ihm in Frankfurt 5000 Mark anbieten und außerdem freie Überfahrt und freie Verpflegung des landgräflichen Kontingents. Im Juni schreibt Oliver, der Domscholaster von Köln, er war ja ein enger Vertrauter Hermann von Salzas, an die Geistlichkeit und das Volk von Friesland: "dass der mächtige landgraf von Thüringen, zehn grafen, viele ritter und andere das kreuz genommen haben …" [Regesta Imperii Nr. 10919].

Hermann von Salza ist dann im Juli 1224 auch auf dem nächsten Hoftag in Nürnberg anwesend. So gibt es vom 23. Juli eine Urkunde König Heinrichs, auf der als Zeugen neben anderen, Ludwig Landgraf von Thüringen, Hermann Deutschordensmeister und Rudolf Schenk des Landgrafen aufgeführt sind. Es ist durchaus möglich, dass Landgraf Ludwig und Hermann von Salza nach dem Hoftag in Frankfurt gemeinsam nach Thüringen gegangen sind. So ist in dieser Zeit ein Besuch auf der Wartburg sehr wahrscheinlich. Auch wird die endgültige Entscheidung über die Kreuzzugsteilnahme des Landgrafen in diesen Wochen gefallen sein. Und sicher auch in Anwesenheit der jungen Mutter Elisabeth.

Die "Kreuznahme" des Landgrafen wird der Elisabeth sicher nicht gefallen haben. Es war aber für diese Zeit nichts Ungewöhnliches und so wird sie sich in ihr Schicksal gefügt haben. Da war es auch nicht verwunderlich, dass sie sich in diesem Jahr mit ausdrücklichem Einverständnis ihres Gatten einem damaligen Zeitereignis widmen konnte, das ihren Schmerz zu lindern versprach. "1224 ließen sich sieben Franziskanerbrüder unter der Leitung des Mönches Jordanus von Giano in Erfurt nieder. Jordan gehörte zu den Brüdern, die der hl. Franziskus 1221 zur zweiten Deutschlandmission des Ordens ausgesandt hatte." So steht es in dem lesens- und ansehenswerten Buch "Elisabeth von Thüringen" von Thorsten Albrecht und Rainer Atzbach aus dem Michael Imhof Verlag. Weiter heißt es in diesem Buch: "Es ist vor allem der Besonnenheit und der charismatischen Persönlichkeit Franz von Assisis zu verdanken, dass seine Anhänger zu einer Lebensform fanden, die von der kirchlichen Hierarchie akzeptiert und als neuer Orden anerkannt wurde. Im Unterschied zu den herkömmlichen Mönchsorden zogen die Franziskaner durch die Welt, so verbreitete sich diese neue christliche Lebensweise 1224 auch bis nach Thüringen. Als einer der ersten erreichte der Laienbruder Rodeger in diesem Jahr den thüringischen Hof und führte die junge Landgräfin mit ausdrücklicher Billigung durch Ludwig in die Lehre seines Meisters ein. Freilich durfte er nicht ihr Beichtvater werden, ihm fehlte nicht nur die Priesterweihe, Franziskus untersagte seinen Brüdern den engen Kontakt mit Frauen, um ihre Keuschheit zu bewahren." Es ist schon etwas außergewöhnlich, dass in dem Moment, wo auf Elisabeth eine so schwere Belastung zukam, sich ein Ausweg für ihre Bedrängnis auftat, der wohl sehr ihrem Wesen gerecht wurde.

Im September 1224 musste ihr Mann Ludwig zum nächsten Hoftag des Königs Heinrich und dazu nach Bardewik nördlich von Lüneburg - heute heißt der Ort Bardowick. Von Eisenach sind das etwa 330 km, also 7 bis 8 Reisetage zu Pferd. Ich will diese kurze Übersicht über das Jahr 1224 mit einer kurzen Nachricht zum Landgrafen Ludwig beschließen. Regesta Imperii Nr. 3940b meldet folgendes: "oct. 6 Bardewich Aufenthalt noch an diesem tage nach der angabe der Ann. Reinhardsbr. 182, dass der landgraf von Thüringen zum tage nach Bardewich ging, am 6. dec. (oct.) heftiges fieber bekam, trotzdem aber (wie die folgende urk. bestätigt) mit dem heere des königs nach Blekede zog." Auf der Urkunde vom 9. Oktober 1224 aus Blekede ist der Landgraf als erster weltlicher Fürst aufgeführt.

Auch das Jahr 1225 hielt für Elisabeth weitere Überraschungen bereit.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. August 2007


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